Nackt und Zerfleischt (AKA Cannibal Holocaust) | 1980 | Ruggero Deodato | Italien | Kannibalenfilm
Als ich mich nach 25 Jahren mit verschiedenen Filmgenres beschäftigte und mehr zufällig auf den italienischen Kannibalenfilm der 70ger und frühen 80ger stieß, erinnerte ich mich an die besagte Nacht im Wohnwagen und dass ich sowas ja schon mal gesehen hatte. Nun war die Neugier geweckt und ich recherchierte weiter.
Was ohne weiteres im Internetz zu finden ist, ist eine Liste mit Filmen, die im besagten Zeitraum entstanden sind und sich zu dieser Zeit in Fankreisen großer Beliebtheit erfreuten. Und zwar nicht nur in Italien (wo zu dieser Zeit eine filmische, kreative Hochphase herrschte) sondern u.a. auch in Japan und Deutschland. Wer sich ein wenig zu dem Thema beliest, kommt schnell auf Nackt und Zerfleischt. Er gilt in einschlägigen Kreisen als der innovativste, intensivste, intelligenteste und handwerklich beste Film des Genres.
An dieser Stelle eine kleine Warnung. Mit dieser Besprechung möchte ich in keiner Weise den Eindruck vermitteln, dass dieser Film von jedem angeschaut werden sollte. Er ist bis heute in über 40 Ländern verboten. Das schließt Deutschland mit ein, wo der Film bis heute in allen Versionen aufgrund § 131 StGB durch richterliche Beschlüsse entweder beschlagnahmt oder indiziert wurde (Quelle: Wikipedia vom 13.01.2024). Das der Film auch in Deutschland so streng behandelt wird ist insofern interessant, da zum einen deutsche Filmverantwortliche zur Entstehungszeit vom Regisseur immer drastischere und härtere Szenen gefordert haben sollen und sich Deutschland aufgrund seiner eigenen Geschichte (im Sinne ausgeübter, menschenverachtender Verhaltensweisen) eigentlich mit den mentalen und psychologischen Gegebenheiten des Films beschäftigen sollte. Vermutlich haben die Verantwortlichen beim Jugendschutz Angst, dass zerbrechliche Seelen zu Schaden kommen könnten. So weit weg ist das nicht. Vermutlich sollte man diesen Film anschauen, wenn man danach mit anderen Leuten drüber sprechen kann. Hier eine kleine Auswahl von Werbe- und Warnsprüchen für den Film.
The most controversial movie ever made.
Oft denke ich bei diesen Werbesprüchen auf Postern oder Hüllen, dass sie eine Übertreibung sind. Und oft sind sie es, um mehr Geld aus den Portemonnaies der Filmgucker zu ziehen. Im Fall von Nackt und Zerfleischt sind sie keine Übertreibung - sie stimmen alle.
Der Jackie ist seit etwa 1962 im Filmgeschäft tätig, wobei er vorrangig mit kleineren Parts und Stunteinlagen auf sich aufmerksam machte. Auch im oben genannten Bruce Lee-Klassiker hat er eine kurze Szene, in der er vom Meister höchstpersönlich umgehauen wird.
Der hier vorgestellte Die Schlange im Schatten des Adlers ist vielleicht Jackies erster richtiger Durchbruch in dem Jackie Chan auch als Jackie Chan zu sehen ist. Sollte er vorher als ein Nachfolger von Bruce Lee aufgebaut werden, so erlaubte ihm der Erfolg dieses Films, seinen eigenen Stil (Action mit Humor und Stunts) zu finden und in teureren Produktionen zu präsentieren.
Ich möchte hier gar nicht groß auf die Handlung des Films eingehen, sondern ein paar Highlights rauspicken, die den Film zu etwas Besonderem machen. Gleich zu Beginn sehen wir eine großartige Trainingsmontage zu dem Hit Magic Fly von Space. Später im Film findet Oxygène Part 2 von Jean Michel Jarre wiederholt Verwendung. Im Film selbst haben wir viele klassische Kung-Fu-Film-Elemente vereint, wie den Kampf der verschiedenen Kung-Fu-Schulen gegeneinander, die konkurrierenden Meister (darüber, wer denn nun die stärkste Technik und die meisten Schüler hat), wir haben hinterlistige Superkämpfer, die verschiedene Techniken mit den entsprechenden Geräuschen anwenden, wir haben den Schüler (Jackie), der erst gemobbt und dann gefürchtet wird und wir haben den alten, weisen Lehrer, hier in Form des Großmeisters Pei Ching-yeng, der sich als hilfloser Bettler ausgibt. Das alles resultiert in irren Trainings- und Kampfeinlagen, die vom Regisseur des Films Yuen Woo-ping gestaltet wurden. Yuen Woo-ping wurde vielen in der westlich geprägten Filmlandschaft erst später ein Begriff. Er entwickelte sich in Asien zu einem derart angesehenen Regisseur und Choreographen, dass er sich u.a. für die Kämpfe in der Matrix-Trilogie (1999-2003), den Kill-Bill- Filmen (2003-2004) und in Tiger & Dragon (2000) verantwortlich zeigte.
Als Hauptdarsteller hat Jackie Chan so viele Filme gedreht, dass es für mich schwer ist, einen Favoriten zu wählen. Jeder hat sicher seine Lieblingsstreifen mit ihm. Ich persönlich mag viele Filme seiner mittleren Karriere: Der Protektor (1985), Police Story (1985), Der rechte Arm der Götter (1986), Mission Adler – Der starke Arm der Götter (1991) und immer wieder gerne, der in Spanien gedrehte Powerman (AKA Wheels on Meals | 1984), zusammen mit seinen Kumpels Sammo Hung und Yuen Biao, sowie Benny „The Jet“ Urquidez (mit ihm zeigt Jackie eine der furiosesten Kampfszenen aller Zeiten) und der ehemaligen Miss Spanien Lola Forner.
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Türkische Früchte | 1973 | Paul Verhoeven | Niederlande | Sex-Drama
Ist Der Morgen danach ein guter Film? Ich habe trotz recht umfangreicher Filmkunde jahrzehntelang nie von diesem Film gehört. Weder in der Filmografie von Jeff Bridges noch in der Filmografie von Jane Fonda spielt dieser Film eine besonders große Rolle. Er taucht kaum in irgendwelchen Hitlisten auf, spielte wohl „nur“ 25 Millionen Dollar ein, läuft selten im Fernsehen und ist aktuell nur auf VHS oder DVD erhältlich (wenn man ihn überhaupt irgendwo kaufen kann).
Die Geschichte dreht sich um die alkoholkranke Schauspielerin Alexandra Sternbergen, die nach einer alkoholintensiven Nacht neben einem toten Fotografen aufwacht. Sie selbst kann sich nicht erinnern und sie kann sich nicht erklären, wie das Messer in seine Brust kommt. In Panik reinigt sie den Tatort und flüchtet vor der Polizei. Als sie am Flughafen keinen Flug bekommt und beim wegfahren einen Unfall verursacht, flüchtet sie zu Fuß und rennt geradewegs in die Arme des ehemaligen Polizisten Turner Kendall. Ab hier entwickelt sich eine turbulente Reise, in der es nicht nur um den toten Fotografen geht, sondern auch um Alkoholismus, Karrierestreben, Beziehungsturbulenzen und die Gabe bestimmter Menschen, hinter die Fassade zu schauen.
Der Morgen danach ist ein Film-Noir, Thriller, Krimi, Murder-Mystery, Charakterstudie, Drama, Romanze und Roadmovie in einem. Ein exquisiter, genüsslicher Mix, der von der schauspielerischen Leistung und der Chemie der beiden Hauptdarsteller lebt. Der Film ist im Sinne seiner Lautstärke wenig dramatisch. Er entfaltet sich zurückhaltend, unaufgeregt und spielt seine Stärke vor allem in den ruhigen Stellen aus. Insgesamt fällt eine unamerikanische, fast europäische Art des gegenseitigen Umgangs zwischen den Charakteren ins Auge. Mir scheint es, als respektierten sich alle. Raul Julia ist fantastisch, Fonda (trotz ihres Alters ungeheuer anziehend) ist so besonders, dass sie für diesen Film eine Oscarnominierung erhielt, und Jeff Bridges – ja was soll man zu ihm sagen? – in diesem Film wird deutlich, weshalb er bis heute zu den beliebtesten Schauspielern seiner Generation gehört, und weshalb er nach wie vor unterschätzt wird (er hat es einfach nicht nötig, sein Ego aufzuplustern).
Der Film wurde zurecht von der Deutschen Film- und Medienbewertung mit dem Prädikat wertvoll ausgezeichnet.
Wer die Möglichkeit hat Der Morgen danach irgendwo zu sehen (auch gut für einen Abend zu zweit), wird es sicher nicht bereuen.
Der erste Film der Gendarmen-Reihe ist in meinen Augen auch der Beste. Zentraler Dreh- und Angelpunkt der Geschichte ist die junge Nicole, gespielt von Geneviève Grad, die ebenfalls den Gesang des Titelsongs Douliou-douliou Saint-Tropez übernahm. Ein weiteres Highlight ist natürlich das traumhafte St. Tropez, welches hier, wie in einer Zeitkapsel konserviert, sechzig Jahre später in farbenfrohem, lebendigem Glanz erstrahlt.
Da die Filmbranche (und damit ist vor allem Hollywood gemeint) es natürlich nicht gern sieht, dass potentielle Ticketkäufer ihr Geld in andere Medien investieren, versuchte die amerikanische Filmindustrie in den letzten Jahren verstärkt Computerspieler anzusprechen. Dies gelang mit mal mehr mal weniger erfolgreichen und guten Filmen. Ein Vorreiter war sicher der im Jahr 1982 veröffentliche Tron (Steven Lisberger | 1982), in dem die Protagonisten direkt in einen Computer hineingezogen werden und dort digitale Abenteuer bestehen müssen. Dies wurde 2010 im ebenfalls sehenswerten Tron: Legacy (Joseph Kosinski | 2010) wiederholt. Im Verlauf der Zeit erschienen direkte Videospielverfilmungen wie Mortal Kombat (Paul W. S. Anderson | 1995), Tomb Raider (Simon West | 2001), Resident Evil (Paul W. S. Anderson | 2002), Doom (Andrzej Bartkowiak | 2005); Filme in denen die Protagonisten zwischen verschiedenen (Spiel-)Realitäten hin und her wechseln wie eXistenZ (David Cronenberg | 1999), Matrix (Die Wachowskis | 1999) oder Avalon – Spiel um dein Leben (Mamoru Oshii | 2001). In den letzten Jahren entstanden einige Filme, in denen die Akteure direkt in ein Videospiel einsteigen und ein Teil davon werden: Jumanji: Willkommen im Dschungel (Jake Kasdan | 2017), Ready Player One (Steven Spielberg | 2018) und zuletzt Free Guy (2021).
Die zentrale Figur im Film ist Guy (Ryan Reynolds), zunächst eine belanglose Nebenfigur, die in der Computerstadt Free City ein langweiliges Leben als Bankangestellter führt. Viel aufregender leben die Figuren mit Sonnenbrillen auf den Nasen, die Guy und viele andere friedliche Bürger Free Citys ausrauben, verprügeln, überfahren usw. Als Guy schließlich der ebenfalls sonnenbebrillten Millie (Spielname Molotovgirl) begegnet, entwickelt er nicht nur ein höheres Bewusstsein, sondern erfährt auch, dass seine Welt nicht die ist, die sie sein sollte.
In Free Guy verschmelzen Realität und Spiel zu einer bunten Mischung und es ist gar nicht so klar auszumachen, was diesen Film anders macht als seine „Kollegen“. Er scheint ein bisschen mehr herauszustechen und findet einen angenehmen Ton, mit dem er seine Geschichte erzählt. Weitere Pluspunkte sind Ryan Reynolds, der sich auf der Spitze seines derzeitigen schauspielerischen Zustandes befindet. Seine Kollegin Jodie Comer als Millie wirkt erfrischend modern und stahl im gleichen Jahr im Film The last Duel (Ridley Scott | 2021) sowohl Matt Damon als auch Adam Driver die Show. Die Story findet eine gute Balance zwischen Spaß, ernsthaftem Gesellschaftskommentar, Action, tollem Produktionsdesign, Herzwärme und Mainstreamtauglichkeit. Na wenn das nicht die Zutaten für einen modernen Klassiker sind.
Wenn ich mir den Film heute, gut 30 Jahre später, anschaue, kann ich gut verstehen, weshalb ich ihn als Kind in mein Herz geschlossen habe. Die drei Hauptcharaktere Goose, P.J. und Judy (eine sehr junge und noch gänzlich unbekannte Nicole Kidman) sind lässig, draufgängerisch und müssen damals wie die coolen „Großen“ auf mich gewirkt haben. Die knallbunten BMX-Räder waren gleichermaßen hip wie unerreichbar, Walkie-Talkies spielen eine Plot tragende Rolle, alle sind ständig in Bewegung und die Kids lassen sich von den Erwachsenen (hier in Form trotteliger Bankräuber), nichts vormachen.
Inzwischen bin ich selbst Erwachsen und schätze zusätzlich die kreative Kameraarbeit, die Leichtherzigkeit der Schauspieler, das weitläufige australische Setting, die Stuntfahrer auf den Fahrrädern und den Umstand, dass hier ein kleines Stück Kindheit durch einen Film getragen wird.
Quentin Tarantino soll bei einer Filmkonvention gesagt haben, dass er Die BMX-Bande besser findet als Die Goonies (Richard Donner | 1985). Das aufgebrachte Publikum war anderer Meinung und diese Einschätzung kann sicher diskutiert werden. Die BMX-Bande hat bei einem Budget von etwa 1 Million US-Dollar sicher nicht die gleiche Produktionsqualität wie Die Goonies (Budget 19 Millionen US-Dollar). Zudem wirkt die BMX-Story bei aller Kinderfreundlichkeit doch etwas naiv und stellenweise langatmig. Dennoch fand der Film damals wie heute seine Fans, was nicht viele Filme von sich behaupten können. Vielleicht braucht es manchmal einfach ein paar Freunde, ein Fahrrad, ein paar Sandhügel und schon ist das Leben in Ordnung.
Als Schmankerl handelt es sich bei den Radlern auf zwei Rädern um einen der wenigen in Australien produzierten Exportschlager vom Rang eines Mad Max (George Miller | 1979), Crocodile Dundee (Peter Faiman | 1986) oder The Hunter (Daniel Nettheim | 2011). Da soll doch einer sagen Australien sei keine Filmnation.
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In Zeiten von Serien- und YouTube-binge watching mutet es fast masochistisch an, sich vier Stunden hinzusetzen um einen Film anzuschauen. In unserer medienüberfluteten Welt, in der es stündlich Neues zu schauen und zu hören gibt, in der scheinbar eine Lebenszeit nicht ausreicht um alles durchs Gehirn zu jagen, gilt so oft das Credo „In der Kürze liegt die Würze“ – denn das nächste Neue und vermeintlich Bessere steht schon vor der Tür.
Wieso in aller Welt werden dann doch immer wieder Filme produziert, die nicht selten drei oder vier Stunden Laufzeit haben?
Ein anderes Credo sagt: „Gut Ding will Weile haben“. Wäre die Der Herr der Ringe-Trilogie das Gleiche, wenn sie in 3 mal 90 Minuten vorbei gewesen wäre und nicht in glorreichen 695 Minuten (Extended Editions)? Wäre Harry Potter uns so ans Herz gewachsen, wenn er pro Film eine Stunde weniger gezaubert hätte? Erst kürzlich schickte Zack Snyder Superman und Batman für geschlagene vier Stunden in den epischen Kampf der Justice League (Zack Snyder | 2021). Bindung braucht wohl manchmal einfach Zeit.
Hier soll es nun um einen weiteren alten Bekannten gehen - Hamlet, der im gleichnamigen Stück von William Shakespeare (um 1601) sein Debüt gab. Hamlet gilt als Shakespeares längste, realistischste und modernste Arbeit und wurde bisher etwa 75 mal verfilmt (Romeo und Julia folgt auf Platz 2 mit etwa 50 Verfilmungen). Die hier besprochene Verfilmung von 1996 ist aufgrund der ungekürzten Dialoge die vollständigste (filmische) Version von Hamlet (Laufzeit 242 Minuten), die man sich außerhalb des Theaters anschauen kann.
In den 1990ger Jahren gab es ein regelrechtes Feuerwerk an Shakespeare-Verfilmungen. So fanden beispielsweise Viel Lärm um nichts (1993), Ein Sommernachtstraum (1996 & 1999), Othello (1995), Was ihr wollt (1996), Romeo + Julia (1996) und Titus (1999) ihren Weg auf die Leinwand. Hamlet schaffte es in den 90ger Jahren sogar drei Mal ins Kino: 1990 mit Mel Gibson, 1996 mit Kenneth Branagh und 2000 mit Ethan Hawke in den Titelrollen.
Die große Stärke der Hamlet-Verfilmung von 1996 ist, dass sie trotz der Laufzeit, kaum Längen hat. Natürlich bleibt es eine kommunikativ-verbale Überflutung, bei der jede noch so kleine Begebenheit ein sprachgewaltiges Monument erhält - doch liegt in der wortgewandten Darstellung auch ein Thema des Films versteckt. Hamlet erkennt: Worte sind das eine, Taten das andere. Jemand mag noch so geschwollen reden, wie er selbst im Stande ist; am Ende des Tages werden wir doch an unseren Taten gemessen.
Der Zuschauer wird immer wieder angehalten das Gesprochene nicht auf die Goldwaage zu legen. Vielmehr liegen die wahren Absichten der Akteure häufig zwischen den vernebelnden Zeilen und es ist ein Genuss dem Schauspiel vor diesem Hintergrund zuzusehen.
Kenneth Branagh, der die Figur des Hamlet kurz zuvor für die Royal Shakespeare Company am Theater in Stratford-upon-Avon verkörperte, ist ein Shakespearefanatiker und spielt die Komplexpersönlichkeit mit all ihren charakterlichen Höhen und Abgründen, wie kaum ein Zweiter. Seine Darstellung der Figur des Hamlet reicht vom weinerlichen Lappen, über pathetisch-liebesehrfürchtigen Sympath bis hin zum manischen Wirbelsturm.
Neben Hamlet sind Ophelias (gespielt von Kate Winslet ein Jahr vor dem Untergang der Titanic) und Laertes´ Schicksal ein klares Highlight der Geschichte. Als Bonus geben sich Robin Williams, Jack Lemmon, Gérard Depardieu, Charlton Heston, Judi Dench und Billy Crystal die erlauchte Klinke in die Hand.
Der Film selbst wurde mit einem Budget von 18 Millionen US-Dollar und einem Einspielergebnis von nur 5 Millionen US-Dollar kein finanzieller Erfolg. Angesichts der Laufzeit und ausschweifenden Handlung ist er sicher kein Film für ein ungeduldiges Publikum. Es braucht schon ein wenig Sitzfleisch; doch wer es aufbringt, wird mit einem erhabenen Film belohnt, der nicht nur ein wichtiges Stück Shakespeare verbildlicht, sondern auch einem der faszinierendsten Charaktere der Literaturgeschichte ein würdiges Denkmal setzt.
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Lange vor Germany´s next Topmodel wurde Jo Stockton (Audrey Hepburn) für die Modewelt entdeckt.
Der Fotograf Dick Avery (Fred Astaire) ist unzufrieden mit seinen steifen und eher einfach gestrickten Mannequins und beschließt kurzerhand sein aktuelles Fotoshooting in einen Buchladen zu verlegen. Dort entdeckt er die unscheinbare, philosophiebegeisterte Jo, die zwar nichts von Mode, aber umso mehr von Paris und Empathikalismus hält. Eher ungläubig willigt Jo schließlich ein, für ihn als Model zu arbeiten. Sie reist nach Paris und wird dort das Vorzeigemodel für die angesehenste Modezeitschrift der USA – Quality.
Für den modernen Filmegucker mutet es teilweise ungewohnt an, wenn die Darsteller wie aus dem Nichts anfangen ein Lied zu singen oder für 5 Minuten ins Tanzen verfallen. Gleichzeitig fühlt sich diese muntere Kombination aus klassischem Film mit Musicalementen zeitlos frisch und lebendig an.
Auf technischer Seite kommt der Film im wundervollen Vistavision-Format daher. Es wurde häufig für Alfred Hitchcocks spätere Filme verwendet und liefert ein farbenprächtiges, komplexes Bild, an dem man sich kaum sattsehen kann. Auf ein modernes Medium gepresst, fühlt sich der Film für den Zuschauer wie ein Zeitsprung in die 50ger Jahre an.
Der Film ist ein Liebesbrief an Paris, an Audrey Hepburn und ein spontanes, freies Lebensgefühl. Wer die Filme von Audrey Hepburn noch nicht kennt, kann mit Funny Face unbedenklich seinen Einstieg wagen. Hier zeigt sie ihre gesanglichen, tänzerischen und schauspielerischen Fähigkeiten in einer unbeschwert-charmanten Art und Weise, sodass in kurzer Zeit deutlich wird, weshalb sie zu den größten Schauspielerinnen aller Zeiten zählt. Anschließend wären weitere Goldstücke wie My fair Lady (1964), Frühstück bei Tiffany (1961), Krieg und Frieden (1956), Ein Herz und eine Krone (1953 | Oscar für Hepburn), sowie die beiden weiter unten genannten Titel zu empfehlen.
Funny Face ist klar ein Produkt des alten Hollywood. Hier wird Unterhaltung und Starpower groß geschrieben. Hier wird alles aufgefahren um das Publikum künstlerisch, anregend und humorvoll zu unterhalten. Sicherlich sind Fred Astaire und Audrey Hepburn nicht das Traumpaar schlechthin. Die Paarung mit Cary Grant (Charade | 1963) oder William Holden (Zusammen in Paris | 1964) passt insgesamt besser; was nicht heißen soll, dass Hepburn und Astaire kein kauzig-charmantes Paar abgeben. Aber er erscheint mit seinen +30 Jahren doch ein wenig zu alt für sie. Und dann gibt es noch die hypomanisch anmutende Zeitungschefin Maggie Prescott (gespielt von Kay Thompson), die stellenweise den anderen Beiden die Schau stiehlt.
Das alles macht den Film, wie ein Werbeslogan richtig feststellt – „Einfach wunderbar“.
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Alfred Hitchcocks Psycho (1960) wurde vor inzwischen 61 Jahren veröffentlicht. Dass es sich dabei um einen einflussreichen Film handelt, bestreitet heute niemand mehr. Doch wer hätte gedacht, dass ein damals unbekannter Regisseur in Neuseeland aus dessen Grundstruktur einen der abgedrehtesten und blutigsten Filme aller Zeiten drehen würde. Der Film heißt Braindead, in Deutschland auch unter dem eindrücklichen Titel Der Zombie-Rasenmähermann bekannt, und der Regisseur ist kein geringerer als Der Herr der Ringe - Peter Jackson.
In Psycho ist Norman Bates ein leicht zurückgebliebener, schüchterner Mann, der ein wenig zu lange unter der Fuchtel seiner besitzergreifenden Mutter stand. In Braindead ist es Lionel, der zusammen mit seiner Mutter in einem herrschaftlichen Haus lebt und nur ihr Bestes will. Als sich die hübsche Paquita aufgrund einer schicksalshaften Weissagung in Lionel verliebt, sieht Lionels Mutter die per´sohn´liche Zuneigung davonschwimmen und verbietet weitere Treffen mit der schönen Fremden.
Als sich die beiden Turteltäubchen trotzdem im Tierpark treffen, folgt die Mutter den beiden und wird prompt von einer bösartigen Affenratte aus Sumatra gebissen. Kurz darauf verändert sich Mutter. Ihr Körper beginnt auseinanderzufallen und ihr Hunger wird spezieller. Auch ihr Verhalten wird „bissiger“, weshalb Lionel sie von nun an lieber angebunden im Keller versorgt. Nachdem noch weitere Menschen in Lionels Umfeld von der unbekannten Zombiekrankheit befallen werden, gleitet ihm die Situation zusehends aus den Händen. Auf einer Hausparty sind die „Eingekerkerten“ schließlich nicht mehr unter Kontrolle zu halten und knabbern ungehindert an den zahlreichen Gästen. Lionel bleibt nur noch eine Chance …
Braindead ist dem Genre des Splatterfilms zuzuordnen, oder in diesem Fall genau genommen, dem Funsplatter. Es splattert – bzw. spritzt – hier also in alle Richtungen, wobei es natürlich primär um Blut und menschliche Teile geht. Braindead trägt aufgrund der finalen Sauerei bis heute den Titel „Blutigster Film aller Zeiten“. Insofern eignet er sich gut, um eine Blutphobie zu heilen.
Ursprünglich ist ein derartiger Ansatzpunkt dem Horrorkino zuzuordnen. Auch die zentrale Bedrohung dieses Films – Zombies – sind normalerweise in Horrorfilmen zu finden. Braindead geht in eine andere Richtung und ist weniger ein Horrorfilm, in dem es um die Verbreitung von Angst und Schrecken geht, als vielmehr eine völlig überdreht-hysterische, mit Slapstick versehene, grenzüberschreitende, teils eklige, völlig aberwitzige Komödie mit Zombies, einem Zombie-Baby, riesigen Beruhigungsspritzen, abfallenden Ohren und natürlich einem zweckentfremdeten Rasenmäher.
Inwiefern der Zuschauer darüber lachen kann, hängt von seinem Humor und seiner Ekelgrenze ab. Die deutschen Zensurbehörden können bis heute nicht darüber lachen und führen den Film in seiner ursprünglichen Fassung (99 Minuten Laufzeit) nach wie vor (Stand 2021) auf der Liste indizierter und beschlagnahmter Filme. Man darf den Film in Deutschland also weder bewerben, öffentlich ausstellen noch an Menschen, egal welchen Alters, verkaufen. Andere Länder wie Spanien oder England sehen das zum Glück anders.
Braindead genießt heutzutage Kultstatus und gehört neben The Texas Chainsaw Massacre (dt. Blutgericht in Texas | Tobe Hooper | 1974), Dawn of the Dead (dt. Zombie | George A. Romero | 1978) und The Evil Dead (dt. Tanz der Teufel | Sam Raimi | 1981) zu den einflussreichsten und beliebtesten Genre-Filmen die es gibt. Über diese Filme wird mit hoher Wahrscheinlichkeit noch diskutiert, wenn 95 % der sonst produzierten Filme schon wieder vergessen sind.
Dass Peter Jackson weiß was er tut, hat er spätestens mit seinen 11 Oscars für den dritten Teil seiner Herr-der-Ringe-Reihe Die Rückkehr des Königs (2003) bewiesen. Einprägsame Figuren, handwerkliches Geschick, packende Geschichten, eine brennende Filmleidenschaft, toller Humor und eine Prise Verrücktheit sind in seiner Fantasy-Saga (2001-2003) zu bestaunen. Zehn Jahre vorher waren all diese Zutaten bereits in Braindead vorhanden, und brennen sich in einer glorreich-kompromisslosen, irgendwie verdreht-liebevollen Art direkt ins belebte Gehirn des Zuschauers.
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Heiß und ungezügelt geht es her, in den schwülstigen Landschaften der Everglades und dem versnobten Städtchen Blue Bay in Südflorida. Sam Lombardo ist Vertrauenslehrer und der Star unter den Schülern. Von den Jungs bewundert, von den Mädchen angehimmelt nimmt das Leben des Vorzeigepädagogen eine abrupte Wendung, als ihn die Schülerin Kelly Van Ryan (lasziv gespielt von Denise Richards) der Vergewaltigung bezichtigt. Als eine weitere Schülerin - Suzie Toller (gespielt von Neve Campbell) - ihn kurz darauf des gleichen Verbrechens beschuldigt, kommt es zur Gerichtsverhandlung. Mit geschädigtem Ruf sucht Lombardo Hilfe beim „Looser-Anwalt“ Ken Bowden (oscarreif Bill Murray), der ihn aus der Misere befreien soll. Durch einen geschickten Schachzug gelingt es ihm tatsächlich die Situation zu drehen, was für die Charaktere und den Zuschauer den Startschuss zu einem wirklich wilden Ritt bedeutet.
Vom betörenden Beginn bis zum fulminanten Abspann feuert Wild Things eine Überraschung nach der Nächsten ab. Es wird getäuscht, verraten, gespielt, ermittelt und erpresst. Alle machen mit und der Zuschauer ist mittendrinn, ohne zu wissen, ob er nur ein Spiel beobachtet, oder selbst der Spielball ist. Der Film jongliert mit den Erwartungen des Zuschauers, führt ihn bewusst in die Irre, gaukelt das eine vor und macht dann genau das andere. Nebenbei thematisiert der Film zahlreiche Spannungsfelder wie: Arme vs. Reiche, Intelligente vs. Dumme; die Objektifizierung des weiblichen Körpers, Schuld, Verbrechen und deren Konsequenzen, Rache, soziale Identitäten und natürlich, die sexuelle Lust.
Neben der verstrickten, packenden Handlung liegt die große Stärke des Films in seiner Besetzung. Allen voran Kevin Bacon - vermutlich einer der besten Schauspieler der 90ger Jahre - der stets auf der Rasierklinge zwischen Gut und Böse wandelt, und hier als Sergeant Ray Duquette die Hauptermittlungen übernimmt. Daneben leuchtet Neve Campbell, die sich nach Scream (1996) und Scream 2 (1997) gerade auf ihrem Karrierehoch befand, sowie Denise Richards, die nach Paul Verhoevens Militärsatire Starship Troopers (1997) und vor ihrem Auftritt als Bond-Girl in Die Welt ist nicht genug (1999) gerade das It-Girl schlechthin war. Richards ist auch die Schauspielerin, die Wild Things durch ihre Schauspielleistung ihren besonderen Stempel aufdrückt. Neben ihrem Körper zeigt sie ihre hellschwarze Seele die zwischen unschuldigem Lämmchen und männerverschlingender Oberzicke rangiert. Die zwei Kirschen auf der Besetzungstorte sind zweifelsohne Bill Murray und Robert Wagner, die dem Film bei aller Ernsthaftigkeit eine lockere Note verleihen und damit dessen besondere Atmosphäre prägen.
Dass der Film, für Hollywoodverhältnisse günstige 20 Millionen US-Dollar produziert wurde, legt die Vermutung nahe, dass die Schauspieler keine horrenden Gagen für den Film bekommen haben. Der Regisseur ist ebenfalls kein Kubrick oder Scorsese, weshalb die Schauspieler den Film wohl gemacht haben, weil sie das Drehbuch gut fanden und Lust auf den Film hatten. Diese Haltung ist dem fertigen Film anzumerken und macht ihn zu einem versteckten, kleinen Meisterwerk - kein Hochglanz wie Vertigo (Alfred Hitchcock | 1958), oder Basic Instinct (Paul Verhoeven | 1992), aber genauso clever, unterhaltsam und prickelnd.
Empfehlung: Erstseher werden mit der verbreiteten Kinofassung mehr als zufrieden sein, Wiederholungsseher freuen sich über erweiterte Szenen in der 2004 erschienenen, bei uns selteneren, Unrated Edition (engl. für keine Altersprüfung).
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Es gibt diese Filme, die einen auf unheimliche Weise im Leben verfolgen. Man hat sie möglicherweise als Kind gesehen, als Jugendlicher, als Erwachsener und in jeder Lebensphase kann man ihnen etwas Wertvolles abgewinnen. Wie einige Bücher oder ausgewählte Songs besitzen diese Filme eine seltene Qualität. Sie unterhalten und erheitern, sie machen einen nachdenklich und lassen einen inspirierter das Leben meistern.
John Hughes erschuf 1985 mit The Breakfast Club so einen Film - einen modernen Klassiker, der zum allgemeinen (Film-)Kulturgut gezählt wird. Er erschien am 5. Juli 1985 in den westdeutschen Kinos und spielte bei einem Budget von 1 Million US-Dollar weltweit über 50 Millionen US-Dollar wieder ein. 2016 nahm ihn das National Film Registry als „geschichtlich, kulturell oder ästhetisch signifikant“ in ihr Verzeichnis auf.
Der Zuschauer darf die fünf Teenager John, Claire, Allison, Andrew und Brian beim Nachsitzen an ihrer Highschool begleiten. Dabei lernt er nicht nur ihre zahlreichen Marotten, Sorgen, Stärken und Schwächen kennen, sondern beobachtet zudem, wie die (erzwungenen?) Fassaden und sozialen Rollen der scheinbar unterschiedlichen Personen miteinander umgehen und zusehends aneinander zerbröckeln.
Es wurden zahlreiche Filme, welche die Probleme und Schwierigkeiten der Jugendlichen mit sich selbst, mit den Erwachsenen, mit ihrer Zukunft oder miteinander thematisieren, produziert. Aus zwei Gründen hebt sich dieser von der Masse besonders ab. Der erste Grund könnte sein, dass es John Hughes in The Breakfast Club auf sehr behutsame und wertschätzende Weise gelungen ist, das eigentliche Wesen, dieser zerbrechlichen Seelen der Hauptfiguren, visuell und szenisch darzustellen. Der zweite Grund für die hohe Qualität dieses Films liegt in meinen Augen in der Tatsache begründet, dass John Hughes seine fünf Protagonisten-/innen (sowie den genervten Schuldirektor und den Hausmeister) im Verlauf dieses einen Samstages all das durchmachen lässt, was die meisten von uns tagtäglich im realen Leben mit ihren Mitmenschen, Freunden und Familienangehörigen erleben – das Agieren und Bewähren im Spannungsfeld zwischen dem was unser Umfeld von uns erwartet und dem, wer wir selbst in Wirklichkeit sind.
Es ist ein zutiefst berührender, wichtiger, ehrlicher und warmherziger Film, der auch in hundert Jahren so aktuell sein wird wie heute.
Tipp: Falls möglich, im englischen Originalton anschauen.
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Es geschieht nicht alle Tage, dass ein deutscher Regisseur bei der Oscarverleihung Beachtung erfährt. So war es im Jahr 2007, als Florian Henckel von Donnersmarck den Oscar in der Kategorie „Bester fremdsprachiger Film“ für Das Leben der Anderen (2006) erhielt. Daraufhin gab Hollywood ihm 100 Millionen US-Dollar um seinen nächsten Film zu finanzieren.
Dieser Nachfolger war The Tourist mit Angelina Jolie und Johnny Depp in den Hauptrollen. Der Film feierte am 14. Dezember 2010 in Berlin seine Europapremiere und spielte weltweit über 278 Millionen US-Dollar ein.
Die Handlung von The Tourist ist schnell erzählt (ohne zu viel verraten zu wollen) und auch nicht der entscheidende Aspekt des Films. Eine mysteriöse Frau (A. Jolie) lernt einen Mathematiklehrer (J. Depp) im Zug kennen. Sie fahren gemeinsam nach Venedig und verbringen Zeit miteinander. So ganz eindeutig scheinen die Identitäten der beiden jedoch nicht zu sein, da sowohl Interpol als auch eine Bande russischer Gangster reges Interesse an ihnen haben. Es geht um viel Geld, einen gesuchten Dieb namens Alexander Pierce und eine alte Liebe.
Erklärtes Ziel des Regisseurs für diesen Film war es, die Schönheit Angelina Jolies´ und den Charme Johnny Depps´ vor dem Hintergrund des dritten Hauptdarstellers – Venedig – zu zeigen. Es ging ihm um Glamour, Stil und Eleganz.
Das Ergebnis ist von außen betrachtet ein eher altmodischer Film, ohne viel Hektik, ohne viel Drama, ein bisschen wie James Bond im Urlaub – wobei der „echte Bond“ erst kurz zuvor Venedig besuchte und diese Zeit sicher nicht als Urlaub empfand (James Bond 007: Casino Royale | 2006).
Ich sah The Tourist vor einiger Zeit das erste Mal und habe mir anschließend wenig Gedanken darüber gemacht. Ich hatte später jedoch das nagende Gefühl in mir, ihn noch einmal anschauen zu wollen. Auch bei erneuter Betrachtung empfand ich ihn als angenehm-kribbelnde, nostalgische und charmante Art der Unterhaltung. Er hat meiner Meinung nach einen starken Beginn und einen starken Abschluss. In der Mitte verliert sich der Film ein wenig, wobei es das Finale umso schöner macht. Ich mag das Zusammenspiel von Jolie und Depp, die sehr behutsam ihre Eigenschaften, die sie zur damaligen Zeit zu den begehrtesten Schauspielern gehören ließ, zum Film beitragen. Auch die Nebendarsteller sind mit Paul Bettany, Timothy Dalton (Ex-Bond) und Steven Berkoff als russischer Gangster exquisit besetzt. Der Film erzeugt eine Art märchenhafte Scheinwelt, in der alles an der Oberfläche glänzt und glitzert, untendrunter aber jeder sein eigenes kleines Spielchen spielt.
Ein besonders interessanter Aspekt des Films ist die Figur des Regisseurs Florian Henckel von Donnersmarck. Er entstammt einem altschlesischen Adelsgeschlecht und es ist davon auszugehen, dass er auch in Realität ein Teil der Welt der Mächtigen und Reichen war/ist (?). Er selbst sagt, The Tourist wäre eine Art „Advertisment for life“, was beim kritischen Betrachter den Gedanken hervorbringen könnte, dass seine erschaffene Scheinwelt nichts mit dem realen Leben der meisten Menschen zu tun hat. Kritiker waren sehr unentschlossen über diesen Film und viele haben ihn negativ bewertet. Manche sagen, er sei eine „Verführung“ mit all seiner oft überzeichneten Schönheit groß gewachsener Menschen in schicker Kleidung.
Bei genauer Betrachtung fällt alles sehr überzeichnet aus. Die Hintergrundprojektionen im Zug, die klischeehaften, russischen Bösewichte, die Überwachung im riesigen Transporter, oder eine Angelina Jolie wie aus dem Katalog.
Nun darf zum Glück jeder selbst entscheiden, ob von Donnersmarcks´ The Tourist eine selbstgefällige, realitätsferne Lustfantasie eines reichen Adligen ist, oder eine geschickte, subtile Parodie auf Spionagefilme, die nicht zu ernst genommen werden sollte. Auf jeden Fall scheint Donnersmarck zur Diskussion anzuregen, was ihm auch bei seinem nachfolgenden Film Werk ohne Autor (2018) gelang.
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Subway ist nach Der letzte Kampf (La Derniere Combat | 1983) der zweite Film des französischen Regisseurs Luc Besson. Er kam am 13. Februar 1986 in die Westdeutschen Kinos und spielte in Frankreich etwa 390 000 $ ein.
Die Handlung spielt sich überwiegend in der Pariser Métro ab, die mit ihren dunklen Tunneln und Gängen einen ganz eigenen Kosmos entwickelt. In diesem tummeln sich verschiedene Gestalten die alle mehr oder weniger erfolgreich versuchen ihr Leben zu bestreiten. An erster Stelle wäre da Fred, gespielt von Christopher Lambert, der nach einer halsbrecherischen Flucht mit seinem Auto in die U-Bahn kracht und beschließt dort Unterschlupf zu suchen. Weitere Protagonisten sind die herb-liebliche Héléna (gespielt von Isabelle Adjani), der Kommissar Gesberg, der verzweifelt versucht einen Hauch von Ordnung zu halten, der ominöse Rollschuhläufer Jean-Louis und eine Gruppe von zusammengewürfelten Musikern (u.a. ein junger Jean Reno als Drummer).
Dieser moderne, europäische Mainstreamkunstfilm zementierte die Karrieren von Luc Besson und Jean Reno. Er gewann den César in den Kategorien: Bester Hauptdarsteller, Bester Szenenbildner und Bester Ton. Zudem war er in der Kategorie - Bester fremdsprachiger Film - für den BAFTA nominiert.
In seiner Machart klar als Film der 80ger Jahre erkennbar, begleitet doch eine zeitlose Qualität diesen Film. Sei es die Musik von Eric Serra, die sympathische Riege an Schauspielern, die berührende und gleichzeitig bodenständige Geschichte über nicht alltägliche Menschen, oder die Sogwirkung der Bilder. Es ist ein leiser und wenig aufdringlicher Film. Es geht um menschliche Nuancen, Wärme und Weichheit in einer kalten Umgebung, den Drang nach kreativem Ausdruck in einer eingeschränkten Lebenslage, das was man als Zuhause ersehnt, Freundschaft und ein wenig Zuneigung. Subway ist insgesamt ambivalenter als beispielsweise Nikita (1990) oder Léon (1994), die ebenfalls von Luc Besson stammen, und setzt weniger auf Action, sondern mehr auf die unscheinbaren Zwischentöne.
Wer Subway noch nicht kennt, sollte es einmal versuchen und wer ihn bereits kennt, sollte ihn mal wieder schauen. Diese 98 Minuten Film sind sinnvoll investierte Zeit.
©PJ
Von mutigen Typen und meist noch mutigeren Ladies
Jäger des verlorenen Schatzes (Steven Spielberg | 1981)
Indiana Jones und der letzte Kreuzzug (Steven Spielberg | 1989)
Auf der Jagd nach dem grünen Diamanten (Robert Zemeckis | 1984)
Lawrence von Arabien (David Lean | 1962)
Quigley der Australier (Simon Wincer | 1990)
Die Mumie (Stephen Sommers | 1999)
Jungle Cruise (Jaume Collet-Serra | 2021)
Zauber, Blitze und so manches Schwert
Legende – Director´s Cut (Ridley Scott | 1985)
Highlander – Director´s Cut (Russell Mulcahy | 1986)
Highlander II - Renegade-Fassung (Russell Mulcahy | 1991)
Conan der Barbar (John Milius | 1982)
Die Reise ins Labyrinth (Jim Henson | 1986)
Die Goonies (Richard Donner | 1985)
Harry Potter (diverse | 2001-2011)
Puff, Päng, Knall, Kämpf und ich kriege dich doch
James Bond 007 - Im Geheimdienst ihrer Majestät (Peter R. Hunt | 1969)
Speed (Jan de Bont | 1994)
Rambo: First Blood (Ted Kotcheff | 1982)
Stirb Langsam (John McTiernan | 1988)
Lethal Weapon - Director´s Cut (Richard Donner | 1987)
Assault - Anschlag bei Nacht (John Carpenter | 1976)
Die Klapperschlange (John Carpenter | 1981)
Tödliche Weihnachten (Renny Harlin | 1996)
Top Gun: Maverick (Joseph Kosinski | 2022)
Dredd (Pete Travis | 2012)
Gänsehaut, Atmosphäre und oft ein mysteriöses Mysterium
Poltergeist (Tobe Hooper | 1982)
From Hell (Albert & Allen Hughes | 2001)
Die Vögel (Alfred Hitchcock | 1963)
Shining - US Cut (Stanley Kubrick | 1980)
Sleepy Hollow (Tim Burton | 1999)
The Frighteners - Director´s Cut (Peter Jackson | 1996)
Das ist doch nur ein Film!
Tanz der Teufel (Sam Raimi | 1981)
Nightmare - Mörderische Träume (Wes Craven | 1984)
Freitag der 13. (Sean S. Cunningham | 1980)
The Texas Chainsaw Massacre (Tobe Hooper | 1974)
Der weiße Hai (Steven Spielberg | 1975)
Der Exorzist – Director´s Cut (William Friedkin | 1973)
Event Horizon - Am Rande des Universums (Paul W. S. Anderson | 1997)
Das Ding aus einer anderen Welt (John Carpenter | 1982)
Wer kombinieren kann ist klar im Vorteil
Das Schweigen der Lämmer (Jonathan Demme | 1991)
Basic Instinct (Paul Verhoeven | 1992)
Sieben (David Fincher | 1995)
Psycho (Alfred Hitchcock | 1960)
Die 3 Tage des Condor (Sidney Pollack | 1975)
Coogans großer Bluff (Don Siegel | 1968)
Bullitt (Peter Yates | 1968)
Chinatown (Roman Polanski | 1974)
The Untouchables (Brian De Palma | 1987)
Flucht ins 23. Jahrhundert (Michael Anderson | 1976)
Westworld (Michael Crichton | 1973)
Barbarella (Roger Vadim | 1968)
Flash Gordon (Mike Hodges | 1980)
Dark Star - Finsterer Stern (John Carpenter | 1974)
Rollerball (Norman Jewison | 1975)
Die fantastische Reise (Richard Fleischer | 1966)
Der Schläfer (Woody Allen | 1973)
Lautlos im Weltraum (Douglas Trumbull | 1972)
Zukunftseinblicke
Alien (Ridley Scott | 1979)
Blade Runner – Final Cut (Ridley Scott | 1982)
Blade Runner 2049 (Dennis Villeneuve | 2017)
RoboCop - Director´s Cut (Paul Verhoeven | 1987)
Terminator (James Cameron | 1984)
Terminator 2 - Special Edition (James Cameron | 1991)
2001: Odyssee im Weltraum (Stanley Kubrick | 1968)
Rogue One: A Star Wars Story (Gareth Edwards | 2016)
12 Monkeys (Terry Gilliam | 1995)
Arrival (Denis Villeneuve | 2016)
Immer noch besser als ein C-Movie
American Fighter (Sam Firstenberg | 1985)
Nighthunter (Sam Firstenberg | 1986)
Bloodsport (Newt Arnold | 1988)
Ein ausgekochtes Schlitzohr (Hal Needham | 1977)
Auf dem Highway ist die Hölle los (Hal Needham | 1981)
Tremors - Im Land der Raketenwürmer (Ron Underwood | 1990)
Hell comes to Frogtown (Donald G. Jackson & R. J. Kizer | 1988)
Wer lacht lebt einfach länger
Shaun of the Dead (Edgar Wright | 2004)
Dr. Seltsam oder: Wie ich lernte, die Bombe zu lieben (Stanley Kubrick | 1964)
Die nackte Kanone (David Zucker | 1988)
Loaded Weapon (Gene Quintano | 1993)
Ace Ventura - Ein tierischer Detektiv (Tom Shadyac | 1994)
Casino Royale (diverse | 1967)
Was gibt´s Neues, Pussy? (Clive Donner | 1965)
Hot Shots! - Die Mutter aller Filme (Jim Abrahams | 1991)
Austin Powers (Jay Roach | 1997)
Dreck, Pferde, Pistolen und weite Landschaften
Erbarmungslos (Clint Eastwood | 1992)
Spiel mir das Lied vom Tod (Sergio Leone | 1968)
Die glorreichen Sieben (John Sturges | 1960)
The Wild Bunch – Sie kannten kein Gesetz (Sam Peckinpah | 1969)
Pat Garret jagt Billy the Kid – Special Edition (Sam Peckinpah | 1973)
Zwei Banditen (George Roy Hill | 1969)
True Grit (Joel & Ethan Coen | (2010)
Zwei glorreiche Halunken (Sergio Leone | 1966)
Cat Ballou - Hängen sollst du in Wyoming (Elliot Silverstein | 1965)
Wenn alle schicke Uniformen tragen ist es wahrscheinlich Propaganda, wenn alle im Dreck liegen, ist es wohl näher an der Wahrheit.
Wege zum Ruhm (Stanley Kubrick | 1957)
Full Metal Jacket (Stanley Kubrick | 1987)
Apocalypse Now – Redux (Francis Ford Coppola | 1979)
Letters from Iwo Jima (Clint Eastwood | 2006)
Der schmale Grat (Terrence Malick | 1998)
Dunkirk (Christopher Nolan | 2017)
Black Book (Paul Verhoeven | 2006)
1917 (Sam Mendes | 2019)
Platoon (Oliver Stone | 1986)
Mit Cape und Maske für die Gerechtigkeit
Watchmen – Ultimate Cut (Zack Snyder | 2009)
Man of Steel (Zack Snyder | 2013)
The Dark Knight Rises (Christopher Nolan | 2012)
Hellboy (Guillermo del Toro | 2004)
Batman (Tim Burton | 1989)
Thor: Ragnarok (Taika Waitiki | 2017)
Wonder Woman (Patty Jenkins | 2017)
Superman (Richard Donner | 1978)
Ant-Man and the Wasp (Peyton Reed | 2018)
Guardians of the Galaxy (James Gunn | 2014)
intensiv, interessant, anders
Hard Boiled (John Woo | 1992)
Battle Royale (Kinji Fukasaku | 2000)
Akira (Katsuhiro Otomo | 1988)
The Raid (Gareth Evans | 2011)
Ghost in the Shell (Mamoru Oshii | 1995)
Patlabor 1 (Mamoru Oshii | 1989)
Police Story (Jackie Chan | 1985)
wird´s was oder lieber nicht?
Und täglich grüßt das Murmeltier (Harold Ramis | 1993)
Harry und Sally (Rob Reiner | 1989)
Frühstück bei Tiffany (Blake Edwards | 1961)
Der Stadtneurotiker (Woody Allen | 1977)
So was wie Liebe (Nigel Cole | 2005)
Love Story (Arthur Hiller | 1970)
(500) Days of Summer (Marc Webb | 2009)
Garden State (Zach Braff | 2004)
Stoff aus dem Hinterland des Films
Sophie Scholl - Die letzten Tage (Marc Rothemund | 2005)
Metropolis (Fritz Lang | 1927)
M (Fritz Lang | 1931)
Das Boot - Director´s Cut (Wolfgang Petersen | 1981)
Werner - Beinhart! (N. List, G. Hahn, M. Schaack | 1990)
Nekromantik 2 (Jörg Buttgereit | 1991)
Der Baader Meinhof Komplex (Uli Edel | 2008)
Knockin´ on Heaven´s Door (Thomas Jahn | 1997)
Mindestens einer wird es schließlich gewesen sein
Knives Out (Rian Johnson | 2019)
Eine Leiche zum Dessert (Robert Moore | 1976)
Alle Mörder sind schon da (Jonathan Lynn | 1985)
Mord im Orient-Express (Sidney Lumet | 1974)
Mord im Orient Express (Kenneth Branagh | 2017)
Gosford Park (Robert Altman | 2001)
Wer braucht schon Technicolor, wenn der Rest passt?
Es geschah in einer Nacht (Frank Capra | 1934)
Casablanca (Michael Curtis | 1942)
Ninotschka (Ernst Lubitsch 1939)
Citizen Kane (Orson Welles | 1941)
Ed Wood (Tim Burton | 1994)
Manhattan (Woody Allen | 1979)
Frankenstein Junior (Mel Brooks | 1974)
Die sieben Samurai (Akira Kurosawa | 1954)
Die Kinderstube des Films (außer Mel Brooks´ Hommage)
Die Reise zum Mond (Georges Méliès | 1902)
Dr. Mabuse, der Spieler (Fritz Lang | 1922)
Die Nibelungen (Fritz Lang | 1924)
Das Cabinet des Dr. Caligari (Robert Wiene | 1920)
Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens (Friedrich Wilhelm Murnau | 1922)
Sherlock, jr. (Buster Keaton | 1924)
Mel Brooks’ letzte Verrücktheit: Silent Movie (Mel Brooks | 1976)
Ein andalusischer Hund (Luis Buñuel | 1929)
Drunter oder drüber, nass wird´s allemal!
Die Tiefe (Peter Yates | 1977)
Leviathan (George Pan Cosmatos | 1989)
Piranha 2 - Fliegende Killer (James Cameron | 1981)
The Abyss - Special Edition (James Cameron | 1989)
Deep Blue Sea (Renny Harlin | 1999)
Im Rausch der Tiefe - Director´s Cut (Luc Besson | 1988)
Die Untoten haben Hunger!
Woodoo - Die Schreckensinsel der Zombies (Lucio Fulci | 1979)
Ein Zombie hing am Glockenseil (Lucio Fulci | 1980)
Die Nacht der lebenden Toten (George A. Romero | 1968)
Zombie (George A. Romero | 1978)
Großangriff der Zombies (Umberto Lenzi | 1980)
Zombieland (Ruben Fleischer | 2009)
The Dead Don´t Die (Jim Jarmusch | 2019)
For the sophisticated, fancy & patient viewer.
Moonrise Kingdom (Wes Anderson | 2012)
La Dolce Vita (Federico Fellini | 1960)
Before-Trilogie (Richard Linklater | 1995 |2004|2013)
Das Biest (Walerian Borowczyk | 1975)
Barry Lyndon (Stanley Kubrick | 1975)
Jeremiah Johnson (Sidney Pollack | 1972)